Im Inneren des Zahnes befinden sich die Blutgefäße und der Nerv, die sog. Zahnpulpa. Bei tiefer Karies, bei Verletzungen des Zahnes oder über sehr tiefe Zahnfleischtaschen dringen Bakterien in die Pulpa des Zahnes ein und rufen dort eine schmerzhafte Entzündung (Pulpitis) hervor. Unbehandelt schreitet die Entzündung fort und führt zur Entstehung eines Eiterherdes (Abszess) an der Wurzelspitze. Heftige Zahnschmerzen können die Folge sein. Ziel einer Wurzelbehandlung ist es, die Entzündung zu beseitigen und den Zahn zu erhalten.
4 Faktoren sind entscheidend für den Erfolg einer Wurzelbehandlung:
Die genaue klinische Untersuchung des verdächtigen Zahnes, aber auch seiner Nachbarzähne und des umliegenden Gewebes (Zahnfleisch, Kieferhöhle). Röntgenbilder sind ein wichtiges Hilfsmittel für die Diagnose. In unklaren Fällen kann ein 3D-Röntgen genauen Aufschluss über die zerstörten Strukturen an der Wurzelspitze geben.
Um das entzündete Gewebe vollständig aus dem Zahn zu entfernen, muss sich der Zahnarzt zunächst Zugang zu ALLEN Wurzelkanälen verschaffen. Da die Wurzelkanäle der Backenzähne meist sehr schmal sind, ist es für den Zahnarzt wichtig, mit optischen Vergrößerungshilfen wie Lupenbrille oder Operationsmikroskop zu arbeiten. Die Vergrößerung mit Hilfe des OP Mikroskop ermöglicht es dem Zahnarzt, auch kleinste Kanaleingänge zu finden und zu behandeln. Wir verwenden in unserer Praxis ein OP Mikroskop der Fa. Zeiss.
Das Entfernen des entzündeten Gewebes aus den Kanälen erfolgt mit extrem flexiblen Nickel/Titan feilen, sodass auch stark gekrümmte Kanäle erreicht werden können. Nachdem die Kanäle gereinigt und erweitert worden sind, erfolgt die Desinfektion nach einem entsprechenden Spülprotokoll, um alle Bakterien abzutöten. Wir verwenden in der Praxis ein maschinelles Aufbereitungssystem der Fa. VDW. Sämtliche verwendeten Wurzelbehandlungsinstrumente werden aus hygienischen Gründen pro Patienten nur einmal verwendet.
Nach dem Abschluss der Desinfektion erfolgt der Verschluss der Wurzelkanäle mit Füllstiften aus Guttapercha und einem Versiegelungszement. Der Verschluss verhindert eine Neubesiedelung des Hohlraumes mit Bakterien. Es ist daher wichtig, dass die Kanäle bis zur Wurzelspitze gefüllt sind.
Meist sind die Zähne, die einer Wurzelbehandlung bedürfen, stark vorgeschädigt, haben also schon viel von ihrer Substanz verloren. Durch die Wurzelbehandlung kommt es zu einem weiteren Verlust von Zahnhartsubstanz. Außerdem verliert der Zahn durch die Wurzelbehandlung nicht nur den Nerv, sondern auch seine Blutversorgung. Das führt dazu, dass die wurzelbehandelten Zähne porös werden und ein hohes Risiko haben, bei normaler Kaubelastung zu brechen. Daher empfehlen wir, wurzelbehandelte Zähne, die mehr als ein Drittel ihrer Zahnhartsubstanz verloren haben, mit einer Krone zu versorgen. Dadurch verteilen sich die Kaukräfte besser über den Zahn und schützen ihn vor dem Zerbrechen.
Insgesamt erfordert eine erfolgversprechnende Wurzelbehandlung, ein hohes Maß an Können, Geduld und Zeit seitens des Behandlers sowie eine entsprechende apparative Ausstattung der Praxis. So können wir jedoch in über 95% der Fälle die betroffenen Zähne durch die Wurzelbehandlung erhalten.
UND: Wurzelbehandelte Zähne, die überkront wurden, weisen statistisch eine längere Überlebensrate auf als Implantate.